Vanessa – Schwangerschaft? Meine persönliche Hölle!

Es ist der 13.07.2013, gestern Abend haben wir mit Freunden gegrillt. Vor zwei Wochen habe ich positiv getestet – nur neun Wochen nach unserer Traumhochzeit. Gleich schwanger – die Freude war riesig – ein absolutes Wunschkind fing an in mir zu wachsen. In der Nacht wurde mir plötzlich furchtbar übel. Ich habe die ganze Nacht gespuckt. Scheiße, Magen- und Darm und ich bin ja schwanger, Medikamente konnte ich also nicht nehmen. Also Augen zu und durch kann ja nur ein paar Tage dauern. Als es nach einigen Tagen nicht besser wurde und ich auch nichts mehr trinken konnte ohne sofort zu erbrechen machte ich einen Termin bei meiner Hausärztin. Diese sagte nein also Magen- und Darm könne es wohl nicht sein, Sie sind ja schwanger das ist die bekannte Übelkeit – aber bis zur 12. Woche hört das wieder auf. Das waren ja nur noch vier Wochen. Noch war ich glücklich – gehört wohl halt dazu. Medikamente habe ich nicht verschrieben bekommen. Ingwer soll ich einmal probieren. Mittlerweile war der 31.07.2015 – ich ließ den Kopf nicht hängen – Ablenkung: schließlich hat heute meine Schwester Geburtstag! Mein Mann und ich fuhren zu meiner Schwester, den Eimer zwischen den Beinen kotze ich die ganze 20-minütige Hinfahrt. Dort angekommen freuten sich alle mit uns – Kopf hoch das wird schon! Es gab alkoholfreien Caipirinha – und tatsächlich wow – der blieb drin. Doch kaum waren wir wieder zuhause kam die Rache: ich spuckte und kotze und brach im Bad zusammen. Mein Mann war verzweifelt und brachte mich gegen 23h in die Notaufnahme – wir wussten nicht mehr weiter. Ich hatte mittlerweile 8 kg abgenommen und meine Ketone waren 3fach positiv, ich war total dehydriert. Mein Mann wurde nach Hause geschickt und ich kam auf die Gynäkologie – und dort erstmal eine Vomex-Infusion. Ich bin sofort total erschöpft eingeschlafen – nur noch ein paar Wochen und dann wird es endlich besser! Nächsten Morgen habe ich dann erstmal meinen Arbeitgeber informiert – ich liege erstmal im Krankenhaus; bin aber bald wieder da wenn der Spuk vorbei ist. Zu diesem Zeitpunkt habe ich wirklich noch geglaubt, dass ich bald wieder arbeiten könnte. Ich war ein echter Workaholic – ich liebte meinen Job und mein Studium welches ich nebenberuflich absolvierte. Nach acht Tagen Krankenhaus waren meine Urin-Werte wieder einigermaßen in Ordnung und ich konnte etwas Flüssigkeit bei mir behalten. Dem Baby ging es gut – die Ärzte haben immer gesagt: wir behandeln Sie und nicht das Baby! Mein Mann hatte sich sehr gefreut, dass ich wieder nach Hause kam. Der Spagat zwischen Haushalt – Arbeit und Krankenhaus ist ja auch eine ziemliche Herausforderung. Ich fühlte mich auch so elend und hielt ihm immer vor, wenn er nur kurz vorbeikommen konnte. Heute schäme ich mich dafür. Doch kaum war ich zuhause ging es wieder los, ich hatte ja nur Vomex – Kinderzäpfchen bekommen, diese halfen leider überhaupt nicht. Meine Mutter brachte Nux Vomica – die helfen ihr ja schließlich auch immer. Fazit: ich habe noch mehr gekotzt. Nach einigen Tagen war es wieder so schlimm, dass meine Frauenärztin mich wieder eingewiesen hat. Langsam fing auch meine Psyche an zu brökeln – ich achtete nicht mehr auf mich – Haare waschen, Zähne putzen? Die reinste Qual. Zurück im Krankenhaus plagten mich nunmehr Selbstmordgedanken. Ich war mittlerweile in der 14. SSW und die Ärzte sagten immer noch: ach das hört nach der 12. SSW auf! Hahahaha… Ich durfte das Krankenhaus kurz für die Nackentransparenzmessung im Prenatalzentrum verlassen. Als die Ärztin dort mein Krankenhausarmband sah empfahl sie mir dringend psychologische Hilfe. HG läge schließlich an einem unverarbeiteten Mutter-Tochter-Konflikt. Langsam fing ich an, die Kompetenz sämtlicher Ärzte anzuzweifeln. Diesmal lag ich rd. 12 Tage im Krankenhaus bevor ich wieder nach Hause durfte. Ich nahm mittlerweile auf eigene Faust drei Vomex-Zäpfchen und MCP am Tag. Ich konnte mittlerweile auch kein Essen mehr riechen. Ich nahm Wasser mit dem Löffel zu mir und aß trockenes Knäckebrot. Ab uns zu hatte ich einen Junker auf Pizza, aber auch nur mit zugehaltener Nase. Oft kam sie aber auch sofort wieder retour. Ich konnte auch schon eine Liste erstellen – gedanklich – welche Lebensmittel retour so gar nicht gingen. Mein Mann durfte nur noch außer Haus essen. Einiges Tages dachte er nicht daran – ich war bei meinen Eltern – und machte sich eine Thunfischpizza. Ich kam in die Tür rein und habe sofort gekotzt. Grausam. Meine Frauenärztin nahm mich natürlich nicht Ernst und verweigerte mir ein BV. Ich war kurz davor ins Krankengeld zu rutschen. Ein Arztwechsel brachte gott sei Dank die Lösung. Ernst nahm er mich zwar auch nicht – aber ich bekam mein BV bis zur Geburt. Der nächste Schlag. Nicht mehr arbeiten? Unvorstellbar. Meine Arbeitskollegin rief an, da war ich in der 19. SSW und hatte schon 10 kg abgenommen. Sie empfahl mir einen Heilpraktiker der sich mit HG auskenne. Ich machte sofort einen Termin – ich klammerte mich ja schließlich an jeden Halm. Die Termine beim HP taten gut – ich konnte mir meinen ganzen Kummer von der Seele reden und bekam dann Tropfen zusammen gestellt. Dadurch wurde es zunächst einmal schlimmer – zur Dauerübelkeit kamen Kreislaufprobleme. Ich lag echt auf der Couch und dachte jetzt geht es zu Ende. Und war irgendwie froh darüber. Nach ein paar Tagen hatte sich mein Zustand ein wenige gebessert. Gekotzt habe ich immer noch und die Dauerübelkeit war noch da. Aber meine Geruchsempfindlichkeit wurde wirklich besser. Das half im Alltag enorm. Ich vegetierte derweil auf der Couch vor mich hin. Tag für Tag starrte ich in den Garten. Ich hab echt gedacht ich werde noch verrückt. In der 28. SSW stand die Abschlussprüfung meines Studiums an. Ich musste hin – sonst hätte ich noch mal von vorne anfangen müssen. Tapfer saß ich mit meinem Eimer in der letzten Reihe. Mir war alles egal, ich wollte nur noch durchkommen. Und ich habe es geschafft! Kurz vor Weihnachten schlug mein Mann gemeinsam mit meinen Schwiegereltern einen Kurztrip vor. Ein Wochenende einfach mal raus. Es ging mir zu der Zeit etwas besser, das Erbrechen hatte sich auf 2 x täglich eingependelt und ich stimmte zu. Die fünfstündige Autofahrt war in Ordnung. Aber im Hotel bekam ich einen schlimmen Rückfall. Also war auch diese Idee für die Katz. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auf Facebook eine Selbsthilfegruppe gefunden und tolle Gleichgesinnte kennen gelernt. Dies gab mir Kraft durchzuhalten. Zwei der Mädels sind mir sehr ans Herz gewachsen und wir haben heute noch fast täglich Kontakt! Zwei Wochen vor ET lockerte sich meine Symphyse und mir ging es furchtbar. Ich konnte nur noch unter starken Schmerzen laufen und wusste nicht mehr wie ich liegen sollte. Dazu kam noch das meine Oma ins Hospiz kam und in Sterben lag. Am ET wog ich immer noch 7 kg weniger als vor der SS. Ich wollte nichts mehr als das meine Oma meine kleine Maus kennenlernt. Ich konnte nicht mehr und habe für 40 + 1 eine Einleitung verlangt. In der Nacht auf 40 + 1 machte sich meine Maus dann von selbst auf den Weg. Es war eine schmerzhafte Geburt und ich habe auch im Kreissaal noch erbrochen. Aber als sie da war, waren wir überglücklich. Leider verstarb meine Oma wenige Stunden nach der Geburt. Aber sie hatte noch ein Foto von ihrer Urenkelin sehen können bevor sie einschlief. Ruhe in Frieden liebe Oma! Heute, 20 Monate nach der Geburt leide ich immer noch unter den Folgen der HG. Ich habe eine chronische Speiseröhrenentzündung die mit Cortison therapiert wird. Dadurch ist mir immer noch oft übel. Der Wunsch nach einem zweiten Kind ist da … man vergisst die schreckliche Zeit so schnell. Aber ich habe Angst, Angst das mein Kind so leiden muss wenn ich wieder mit HG vor mich hinvegetiere…

Dieser Beitrag wurde unter Erfahrungsberichte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.