Katharina

Für mich ist es jetzt 21 Monate her, dass die Hyperemesis endlich ein Ende hatte! Ich muss sagen es ist noch immer ein Trauma für mich, aber ich habe meine Geschichte und meine Gedanken mal für euch niedergeschrieben. Ich hoffe sie können wenigstens ein wenig Leid mit euch teilen und es euch etwas erleichtern. Ihr schafft das! Ihr seid so stark! „heart“-Emoticon

Alles fing an mit „Ja du bist doch jetzt fast durch mit dem Studium und… eigentlich könnten wir es doch versuchen. Wir wünschen uns doch so sehr ein kleines Wunder.“ Und ja wir wünschten es uns über Alles. Dieses kleine Wunder entstand am 28. April 2013. Wieso ich das so genau weiß? Einen Tag später, als es sich in mir einnistete lag ich brechend über der Schüssel. Nur einen Abend lang, dann war der Spuk vorbei. Unmöglich, wie mir die Ärztin sagte. Sicher was Psychisches. Wie denn, wenn ich doch gar nicht wusste, dass es da bereits existierte unser Wunder? Aber diese Frage kann ich mir erst heute stellen.

Dann kamen die Tests…negativ? Nein…ganz leicht positiv? Positiv!! Wir haben uns so gefreut! Wir würden Eltern eines großartigen Menschen werden. Würden unsere Liebe teilen und dabei verdoppeln. Wir waren bereits da schon so verliebt in unser Wunder. Und es ging mir blendend!
Dann kam die achte Schwangerschaftswoche und sie schlug zu wie ein Hammer. Ich lag den ganzen Tag kotzend vor der Schüssel. Gegen Abend, als mein Mann nach Hause kam wurde es besser und wir machten noch Witze, da wir eigentlich als Scherz es unseren Freunden mit einem Foto verkünden wollten auf dem ich über der Schüssel hing und der Papa mir mit „Daumen hoch“ die Haare hielt. Wie unwitzig ich das doch bald finden würde…

Die Wochen zogen an mir vorbei, die Übelkeit blieb. Ich erbrach mich zwischen fünf und dreißig Mal am Tag, dazu kamen Migräneanfälle.

„Warten Sie bis Woche 12 da wird es besser…“

„Ja ein bisschen schlecht ist den Meisten“

„Warten Sie mal bis Woche 18…“

„Ist es ein Wunschkind? Die Psyche spielt da eine große Rolle…wenn sie es nicht wollen.“

„Warten Sie mal bis Woche 20…“

„Du musst viel an die frische Luft.“

„Sie sind leicht übergewichtig, da ist der Gewichtsverlust von 6 kg völlig im Rahmen.“

„Akupunktur soll helfen…“

„Immer was im Magen haben soll helfen…“

„Ingwer soll helfen…“

„Du musst dich ablenken.“

„Und Sie wollen dieses Kind wirklich?“

Ich fühlte mich, als sei ich in der Zeit stehen geblieben. Ich lag fast nur noch im Bett, Rollläden runter und starrte an die Decke. Nur das. Ich starrte… und atmete… zählte manchmal meine Atemzüge. Während draußen die Leute ihr normales Leben lebten …alles zog an mir vorbei. Dann immer wieder das Aufspringen. Die Mühe mir Brechreiz zu signalisieren machte mein Körper sich irgendwann gar nicht mehr. Ich merkte am Speichelfluss, dass ich mich übergeben würde. Über der Schüssel hängen, diese Anstrengung. Ich traue mich erst heute den Leuten in meinem Umfeld zu sagen wie erniedrigend es war sich vor lauter trockenem Würgen dabei in die Hose zu pinkeln! Ich habe mich gefühlt wie ein Pflegefall und das war ich auch. Aber neben all diesen Dingen waren zwei die Schlimmsten:

Der Unglaube der Menschen, die ich sonst als Familie und Freunde an meiner Seite habe. Die Art, wie einige mich angesehen haben mit Mitleid und Unglauben. Auch die Mediziner! Im Speziellen meine Hebamme und meine Frauenärztin. Noch heute werde ich regelrecht wütend wenn ich an die Dinge denke, die einem da an den Kopf geworfen wurden. Worte, die tiefe Wunden und Narben hinterlassen haben. Die Unterstellung ich würde dieses kleine Wunder, was wir uns doch so sehr gewünscht haben nicht wollen! Die Verweigerung eines Berufsverbots. Ich bin nicht auf den Mund gefallen, aber ich fühlte mich so hilflos und so ausgeliefert. Ich war so uninformiert und MUSSTE diesen Menschen glauben, dass ICH diejenige war, die kaputt war.

Und daraus folgt der zweite große Schmerz. Ich fühlte eine riesige Unfähigkeit. Alle berichteten von tollen Bäuchen, Fotoshootings in der Schwangerschaft, großem Appetit, schöner Haut, tollen Haaren… einem riesigen schönen Ereignis, das sie neun Monate erleben durften und ich? Ich lag hier und wünschte mir zu schlimmen Zeiten, ich würde einfach tot umfallen. Ich war kaputt. Irgendwie nicht richtig kalibriert. Ein Fehler. Ich war nicht in der Lage auf natürliche Weise ein Kind in mir wachsen zu lassen… Ich war schuldig.

Erst heute weiß ich, was wir geleistet haben. Wie stark wir gekämpft haben. Der Papa, das kleine Wunder und ich. Meinem Mann muss ich diese Zeit so hoch anrechnen. Er war IMMER für mich da! Wie mein Fels in der Brandung. Ohne ihn hätte ich es niemals so geschafft. Und dann im Januar war es da! Nach 14 Stunden Wehen und einer Traumgeburt! Unser kleines Wunder. Wir sind so überglücklich!

Dieses Wunder wird uns für immer begleiten, ebenso wie die Narben, die diese Schwangerschaft hinterlassen hat. Aber all das hat mich nur stärker gemacht.

Ich wünsche euch Allen wahnsinnig viel Kraft diese Horrorzeit durchzustehen, denn es lohnt sich. Eure Wunder sind auf dem Weg und auch wenn dieser Weg steiniger ist als der manch anderer Frauen, so steht am Ende doch euer perfektes Ziel: Euer Wunder! Bleibt stark Löwenmamas „heart“-Emoticon

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